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Auch wenn der Ursprung der Gulpens weiter nördlich lag: Sie orientierten sich etwas in den Süden, in das Herver Land und sogar bis in die wallonische Provinz Namur.

Wodémont bei Mortroux wurde erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt und war lange Zeit eine Burg, bevor diese viel später zum Schloß umgebaut wurde. Um 1130 wurde Wodémont heftig belagert: Beng von Lothringen und Graf Anton von Wodémont führten einen Erbfolgekrieg gegeneinander. Eine Zeit lang, nachdem die Familie von Wodémont die Burg verlassen hatten, fiel der Rittersitz neben einem Miterben im Jahr 1500 an Catherine, Frau von Alard von Gulpen. Der Miterbe schied bald aus und nun wurde das Chateau für lange Zeit - nämlich von 1500 bis 1721 - der Familiensitz der de Gulpens. Das Schloß (Foto unten) hatte seit dem 11. Jahrhundert viele Namen: Waldaumont, Waldenburg, Waldenborch, Waldenberghe, Waldemonte. Niederfränkisch, lateinisch und französisch hinterlassen halt ihre Spuren!

Foto: Chateau de Wodémont, 220 Jahre lang Sitz der Familie de Gulpen

Durch dieses Tor (Foto unten) ritten Alard, Frambach, Adolphe, Frambach  II, Guillaume, Frédéric, Jean-Guillaume, Freiherr Walrave-Francois und Florence von Gulpen. Sie nannten sich entsprechend Segnieur und Dame de Wodémont, führten aber auch teils hochwertige Titel, aber dazu weiter unten. Auch Titel wie "Herr von Waldenborch" sind in anderssprachigen Zeiten möglich gewesen. Die Letztgenannte der obigen Aufzeichnung, Florence bzw. Florentine von Gulpen, verlor den Familiensitz an ihren Mann, Eugen Albert Graf Hoen von Cartils. Die Hoen's und Cartils' hatten sich schon früh im Ort Wijlre (heute Gulpen) zu einer Familie verschmolzen.

Auf Wodémont machte übrigens später Königin Marie-Henriette 1881 Station auf dem Weg nach Aachen.

Von Theodore de Gulpen lese ich in der Chronik von Wodémont nichts. Aber es ist möglich, daß er hier gewohnt hat, von der Jahreszahl käme es hin. Seine einzige Tochter Francoise fand in der Nachbarschaft ihren Partner, Daniel de Warsage. Dessen Vater war einer der vier Ulricks de Warsage. Mit dem Maastrichter Notar Theodore ist hier dieser Theodore nicht zu identifizieren.

Noch ein weiteres Mitglied der Wodémont-Gulpens ist zu nennen: Dekan Walram von Gulpen, dessen Arbeitsplatz das Marienstift in Aachen von 1668 bis 1674 war. Hermann von Gulpen gehörte vermutlich zu den bescheideneren Mitgliedern der Familie. Er war Augustiner-Mönch und hatte seinen Bettelbezirk in Lüttich. Bei dem Umbau zum Wohnschloß wurde von den de Gulpens vieles am Haus Wodemont in Mortroux verändert. Ein Gebäude wurde ganz abgerissen, das Dach des Palas erhielt einen Turm. Dächer und Fenster sind natürlich neu. Man könnte eigentlich sagen, dass lediglich der Kamin noch aus dem Mittelalter stammt!  (Foto: Das renovierte Schloss Longchamps in Dalhem-Berneau).

Schloss Wodémont in Mortroux, privat bewohnt und etwas abgelegen.(Foto: Das Schloß oben auf der Anhöhe)

Unterhalb von Wodémont fließt die Berwinne. Wie vor 2000 Jahren wird auch heute noch der Fluß an dieser Furt von (inzwischen moderneren!) Fuhrwerken durchquert. Brücken waren damals eine Seltenheit und man durchquerte einfach die Flüsse an einer seichten Stelle. An solchen allgemein bekannten Furten entstanden oft grosse Ansiedlungen.


Ein Blick (Foto unten) vom Burgweg hinüber nach Neufchateau. Hier wurde erbittert gekämpft. Leider vor allem in unseren Tagen: 1940. Aber auch die damalige Zeit des Limburger Erbfolgekriegs brachte so manche Burg und manche Schlösser dem Erdboden gleich. Die Berwinne im Tal war früher Grenzfluß zwischen dem Herzogtum Limbourg und der Grafschaft Dalhem.


Eine Adlige aus dem ehemaligen Haus Neuerburg (Neufchateau) war kurz Herrin von Schloß Lontzen, als dieses traditionsreiche und oft umkämpfte Haus per Erbschaft kurzzeitig von 1518-1519 an Frambach und Katherina de Gulpen fiel. Ich denke, sie sind deswegen nicht für ein Jahr von Wodémont nach Lontzen umgezogen! Von dem hier abgebildeten Schloss in Aubin wird gleich noch die Rede sein. Es sieht ja äusserlich wunderschön aus, aber es gibt wohl einen Renovierungs-Stau, wenn man mal ins Innere schaut!

Neufchateau selbst war auch längere Zeit ein Sitz der Gülpen-Familie. In Neufchateau-Aubin fuhr ich beim ersten Besuch aus Versehen am grossen Schlossgut de Pontpier vorbei, ohne es zu fotografieren.

Wir sind ja hier im kleineren Neufchateau. Das grössere Neufchateau liegt in Belgiens Süden, ganz zu schweigen vom französischen Neufchateau - es wird gerne verwechselt. Was ich gerne verwechsele, ist Aubin mit Aubel. Beides sind Gulpen-Orte. Chateau-Ferme de Pontpier war vor allem der Dienstsitz von Jean III und seiner Gattin Barbara de Méan. Die Pontpier's waren ursprünglich eine Bürgermeisterfamilie (Foto oben: Das Hochzeitswappen Pontpier/Méan). Barbara war dann verwitwet, liierte sich mit Graf von Hoen, der in Verbindung mit der letzten Trägerin des Namens Gulpen auf Wodemont stand: Florence Marie de Wodemont. Sie war die Gattin von Jean Guillaume de Gulpen. Auch für das 15. Jahrhundert müsste man Adelsexperte sein, um hier durchzublicken! 

Ein Teil der Hofanlage von Schloss Lontzen sollte verkauft werden (Foto). Adolphe de Gulpen aus dem Wodémont-Haus war Herr von Neufchateau und übernahm 1551 die Güter seines Vaters Frambach jun., nämlich Schloss und Erbvogtei Lontzen. Auch Frambach hatte es bereits geerbt: von Alart de Gulpen. Im Jahr 1617 regelte sein Neffe, Frederic, sein Erbe. Frederic de Gulpen war wie schon oben erwähnt, Herr von Wodémont und Neufchateau sowie Oberleutnant sowie Drossard (Regierungspräsident) des Landes und Herzogtums Limburg. Frederic konnte sich wie andere de Gulpens mit dem damals herrschenden spanischen Königshaus arrangieren. Auch Guillaume de Gulpen war Drossard des damaligen Limburg. Von Frambach ist bekannt, dass er auch Mühlenbesitzer war, sein Sohn Lambert wurde nach dem Kauf einer Mühle ebenfalls Moulnier. Es wird sich um die Lontzener Mühle handeln. Guillaume vermachte seiner Schwester Anna ein Stück Land. Sie war mit dem Vogt Gottfried Walgraf von Cortijs verheiratet.

In der vorvergangenen Jahrhundertwende taucht in den Besitzerlisten von Schloß Lontzen auch ein Name auf, der mit den bürgerlichen Gülpens unserer Tage in Verbindung steht: Leo Nellessen. Von einer Nellessen-Tuchfabrik in dieser Gegend las ich kürzlich etwas. Mein Vater erzählte damals Anekdoten von "Nonk Nellesju" (Onkel Nellessen), wenn wir an seinem verfallenen Schloß zwischen Würselen und Aachen vorbeifuhren (Foto auf der Deutschlandseite). Die Nellessens war eine Textilfabrikanten-Familie - da fallen mir neben Leo noch Theodor und Georg ein. Wobei Theodor zeitweilig Herr auf der Eyneburg war, die sich ja ebenfalls hier in der Nähe befindet (sehenswert!). Die Nellesens waren eine zeitlang die größten Steuerzahler Aachens. Aber weichen wir hier nicht ab.

Auch in Aubel fühlten sich die von Gulpen wohl: Chateau d'Altena 

Mehrere Lehensgüter, die vom herrschaftlichen Hof in Dalhem abhingen, befanden sich in Aubel und deren Besitzerwechsel gehörte zu den grossen Vererbungs-Szenarien in Belgien. So gab es einen Komplex, zu dem folgende Güter gehörten: Die komplette Gorhez-Herrschaft; eine Abteilung der nahegelegenen berühmten Abtei Val-Dieu und das Lehensgut der Doenrath's.

Léonhard von Gulpen kam in den Besitz des Lehnguts - das zum Lehnhof Dalhem gehörte - durch Heirat mit Agnes Bertolf von Belven. Deren Mutter, die Witwe Marguerite von Doenraede hatte 1600 vor dem Obersten Hof von Limburg ihren Besitz auf die beiden Kinder Jean und Agnes aufgeteilt. Und Agnes heiratete also den Léonhard.

Das Paar residierte von 1620 bis 1665 in Schloß D'Altena. Es liegt an der Straße von Aubel nach Bushaye. Das in traumhafter Lage befindliche Schloss wurde kürzlich verkauft und der sympathische neue Besitzer hat mit der Renovierung bereits begonnen. Es fehlen ihm leider noch alte Bau-Unterlagen, gestand er mir. Wie man andeutungsweise sieht, war Chateau d'Altena einmal von einem Wassergraben umgeben. Auch eine Zugbrücke gab es einmal. Der Makler brauchte nicht lange zu suchen. Das Haus mit Nebengebäuden und 10000 qm Land wurde im Mai für 495.000 Euro angeboten. Seltsamerweise steht das Anwesen nicht unter Denkmalschutz, aber dies kann auch Vorteile haben. Somit hat der neue Besitzer freie Hand bei der Restaurierung. Achtung, aktuell: Es hat sich seit meinem Besuch viel getan: Familie Bastin ist inzwischen gut vorangekommen (Foto) und hat der Tochter Vanessa ein Schönheitsstudio in den Nebengebäuden eingerichtet. 

Über dem Eingang des Chateau d'Altena prangen heute noch das Gulpen-Wappen mit dem bekannten Zackenkreuz und die Initialien LG von Léonard de Gulpen. Unten ist die Jahreszahl 1620 sichtbar.

Spätere adlige Bewohner sind an der Kirche von Berneau begraben, wie man auf dem großen Familiengrab lesen kann. Sie trugen den Titel Burggraf von D'Altena, sind aber auf Wodemont gestorben - und in Berneau begraben. Das alte Geschlecht der Borchgrave d'Altena existiert immer noch. Die Gülpen-Gräber in der Kirche in Augenschein zu nehmen, gestaltet sich schwierig. 

Über die Wort-Herkunft Altena ("all zu nah")wurde schon ein Buch verfasst. Die hier verewigte Familie kommt also nicht aus Altena/Westfalen, nicht aus dem "Land van Altena" (Brabant), auch nicht aus dem wortverwandten, deutschen Aldenhoven, sondern aus dem Land, wo das Apfelkraut fliesst, Aubel.  

Und zum Thema Verwechslung von Aubin mit Aubel habe ich mir eine Eselsbrücke eingerichtet: Aubin gehört "in" Neufchateau und die Apfelkrautstadt Aubel klingt wie "Apfel". Alles klar.

Abtei Val-Dieu: Hier holt man sich nicht nur seine Wochen-Ration Klosterbier: Nein, die Abtei Val-Dieu ist neben der grossen Abteikirche ein funktionierender Wirtschafts-Betrieb! Die Gulpens mischten damals mit. Die große Abteianlage ist an schönen Wochenenden Touristen-Magnet.

Chateau Berneau

Hier wohnten mehrere Gulpen-Generationen. Wie Wodémont liegt auch Berneau am kleinen Fluß Berwinne. Zeitweilig wurde der kleine Ort auch Bern genannt, wie man es auf alten Karten lesen kann. Entsprechend hiessen die Schlossbewohner auch Gulpen de Bern. Das Schloss wurde im Januar 2011 für 1,3 Mio. Euro zum Kauf angeboten und es fand sich ein privater Käufer! Die Renovierung scheint ein Gewaltakt zu sein: Es ist viel zu tun!

Hier habe ich es mir mal einfach gemacht und das Schild am Schlosstor abgelichtet. Man liest dort etwas über die von Gulpens, leider auch über die Ereignisse in den zwei Weltkriegen.  Dieses Schild hier ist inzwischen verwittert. Da haben wir noch mal Glück gehabt!

Freud und Leid liegen in Berneau nah zusammen: Gegenüber des 2. Weltkriegs-Museums liegt der Festplatz der "Vile Cinse". Von hier zieht jährlich der Riese Jan durch den Ort und das Bier fliesst in Strömen!

Chatéau d'Harlue in Eghezée war der Wohnsitz von Herman Frederic de Gulpen und seiner Frau Anne de Heynhoven (Heyenhoven). Hier ist der Name Gulpen noch bestens bekannt! Nach dem Öffnen der Schlosskirche nebenan konnte ich die einmalige Atmosphäre dieser Umgebung atmen: Grab-Platten der Familien Heynhoven, de Liedekerke und der wunderschöne Sarkopharg der de Gulpens umgaben mich. Herman Frederic in der Manier eines mutigen Musketier-Ritters! Sein Abbild sehen Sie auf der Seite Adel. Und auf dem Foto unten: Die Schlosskirche.

Schloss Harlue ist zusammen mit der Schlosskirche und einem Landhof ein grosser Komplex, privat bewohnt und nicht öffentlich zugänglich. Sehenswert ist die Baumallee nebenan, eine wahre "Schlossallee". Unten folgt noch ein Foto einer Inschrift auf dem Sarkopharg, der auch Mausoleum genannt wird. Rund um die Urne - sie ist, denke ich, aus schwarzem Speckstein, der damals gerne verwendet wurde - sind 64 Wappen der Gemeinden abgebildet, die zur Herrschaft gehörten.

Noch einmal "merci" für den Einlass und die Gelegenheit, Fotos zu machen.

Haspengau

Unser Blick geht nun vom Alten Berg in Borgloon bei Sonnen-Untergang über den Haspengau. Auf der Aussichts-Plattform (Foto)ist auf mehreren Tafeln die Geschichte des Landes gut erklärt.

Nordwestlich von Lüttich liegt der landschaftlich reizvolle Haspengau. Ab dem 6. Jahrhundert wurde auch dieser Teil des Frankenreichs in Gaue und Grafschaften aufgeteilt. Ludwig der Fromme, ein Sohn Karls des Grossen, heiratete hier in der Heimat seiner Eltern die einheimische Ermentrudis. Herten-lez-Looz findet man in dieser Bezeichnung nur noch auf alten Karten. Aus Looz wurde Loon und die alte Ritter-Dynastie der "Loon-Corswarem", und zwei der Nachfahren waren bis zu ihrem kürzlichen Ableben Geschichtsforscher in Deutschland. Im Mittelalter war die Gegend um das jetzige Borgloon, Wellen und Herten auch Anziehungspunkt für Persönlichkeiten wie z.B. Warnier de Gulpen, Librecht II. van Hulsberg oder Wilhelm von Geloes.

Eingerahmt vom damals beherrschenden Zentrum des Deutschritterordens in Munsterbilzen und seiner Aussenstelle Bernissem war der Ordensritter Warnier de Gulpen Herr von Herten. Mehrere Angehörige des Valkenburger Hulsberg-Hauses und auch das Geschlecht der von Geloes taten es ihm gleich. Wilhelm von Geloes, ein Priester von St. Gereon Köln erbaute 1693 die Kirche St. Lambertus. Einer der massgebensten Zeitgenossen des 17. Jahrhunderts, Herman Frederik van Gulpen war Heer van Herten. Zahlreiche uralte Grabsteine schmücken das Gotteshaus des Ortes: Die Jahreszahlen gehen bis 1426 zurück! Das Schloss wurde Anfang 1900 abgebrochen.

An der 1200 Jahre alt gewordenen Eiche endet die fürchterliche Zeit der Bockreiter, die auf ähnliche Art des Hunsrücker Schinderhannes das Land rund um den Haspengau heimsuchten. Der damals älteste Baum Belgiens zwischen Kortessem und Wellen hat Blitz und Sturm nicht mehr standgehalten. Übrigens stellte die Familie Neven nicht nur in Köln, sondern auch hier am Ursprung gerne hin und wieder den Posten als Bürgermeister. Der andere Teil des bekannten Familien-Clans, DuMont, hat seine Wurzeln dort, wo der sechseinhalb Kilometer lange Thalys-Tunnel vor Lüttich beginnt, in Soumagne. (Foto: Das Stadthaus im Hauptort Borgloon).


Weiter gehts durch das nordöstliche Belgien, diesmal nach Plombieres und Umgebung.

Die schöne Kirche ist eines der Schmuck-stücke der früheren Blei-Stadt. Man findet viele Gebäude aus dem 18. Jahrhundert.

Zum Beispiel dieses hier. Es liegt an einer Straße, die mich an einen Johan van Gulpen, genannt Ten Ejcken erinnert, den mein Familienforscher-Kollege Hub ins Gespräch gebracht hat. Ob Gulpen wohl in der Nähe gewohnt hat? Die Straße heißt denn auch - nicht ganz zufälligerweise - Rue Ten Eycken.

Die Rue ist recht lang und beginnt in Montzen. Gleich die Hausnummer 2 ist auch so ein uralter Steinbau, wie wir unten sehen. Bei der Bäckerei Otten dachte ich wieder an das Ehepaar Gulpen-Ot, das Kollege Hub im 14. Jahrhundert gefunden hatte. Van Gulpens Frau war evtl. eine "Meye van Ot", offensichtlich aus dem selben Ort. Hier unten das alte Haus Ten Eycken Nr. 2.

Wenn im grenznahen Belgien Deutsche mit Kameras herumlaufen, wollen sie wohl wieder Häuser kaufen. Damit muß ich leben: Ich lichte aber nur die schönen alten Häuser ab, liebe Nachbarn! Nachdem dies aufgeklärt war, erhielt ich einige gute Tips von den Anwohnern.

Weiter geht`s von Montzen nach Plombieres hinein. Gleich hinter Ten Eycken existiert zum Tal der Gueule (Göhl/Geul) hinab die Straße Op Te Gueule (linkes Bild). Sie führt ins ehemalige Bleibergwerksgebiet. Von Op Te Gueule stammt wohl Gulpens Frau Meye. "Über der Geul" ist zweigeteilt in eine Straße mit Häusern und - wie hier unten - einem Wanderweg, gleich am Fluß. Die Häuser sind aus der Bergbauzeit. Es fällt schwer, hier gedanklich die Zeit um Jahrhunderte zurückzudrehen.

Entlang der Göhl unterhalb des Ortsteils Teneiken.

Die Göhl - entsprungen bei Lichtenbusch/Aachen - ist hier schon ein ansehnlicher Fluss. Für den Erzabbau im früher so genannten Bleiberg mußte er umgeleitet werden. Der Erzabbau war schwierig: Die Schächte liefen immer wieder voll Wasser! 

Als ältestes Haus in Plombieres gilt das Bergmanns-Haus. Es soll 1644 errichtet worden sein. Ein Wohnhaus von Gulpen-Ot werden wir also hier leider nicht mehr finden. Aber unsere Suche geht wohl weiter!


Ortswechsel! Jedoch nur wenige Meter nebenan. Und gleich eine Frage: Was hat Hein Simons mit Gulpen zu tun?

Foto oben: Links das Gülpen-Haus, hinten Kirche und der Viadukt in Moresnet

Sie denken gleich, daß ich den früheren Kinderstar Heintje, (Hein Simons) in Moresnet besucht habe. Hein, der immer noch erfolgreich singt und seinen 60. Geburtstag feierte, hatte damals ein Lied mit dem Titel: "Ich bau Dir ein Schloss". Von seinen Plattenerfolgen konnte er sich seine Träume von Pferderanch und Schloss erfüllen. Simons ist - wie die Gulpens - auch so ein Länder-Multi: Eigentlich Niederländer, feierte er in Deutschland seine grössten Erfolge und zog nach Belgien! Also: Nicht ihn, sondern das für mich lange Zeit rätselhafte Gülpen-Haus habe ich besucht.

Foto rechts: Schild am Eingang des Gülpen-Hauses in Moresnet.

Meine erste Frage beim Betreten des "Maison Gulpen" war: Wurde das Häuschen (Foto) nach dem Schmied Gulpen benannt? Ja, genau! Nun gab und gibt es im Raum Moresnet noch einige andere Gulpen und Gülpen. In alten Kirchenbüchern vom benachbarten Gemmenich auf dem Dreiländerberg liest man von Gülpen's bereits im Jahr 1709! Neben französisch spricht man hier auch deutsch.

Das Museum in der Alten Schmiede wird also das Gülpen-Haus (Foto oben) genannt. In dem schönen Stein- und Fachwerkhaus kann man unter anderem die Entstehung, aber auch die (Kriegs-) Geschichte des riesigen, berühmten Eisenbahn-Viaduktes nachvollziehen. In dem für die zahlreichen Erinnerungen doch recht engen Haus ist logischerweise leider kein Platz für ein nach modernen Gesichtspunkten gestaltetes Museum. Über das geschichtsträchtige Moresnet gäbe es sicher noch mehr zu berichten. Den alten Schmied Gulpen fand ich nicht. Hiess er vielleicht Jean oder Victor? Dann läge er auf dem Moresneter Friedhof. (Fotos links und rechts). Falls nicht, müsste ich weitersuchen.

Wie die Grenzgänger von uns wissen, existieren mehrere Moresnet's. Das "alte" Moresnet, Neutral-Moresnet und z.B. Moresnet-Chapelle, das auch Eichsken oder Eikschen genannt wird. Hatten wir nicht eben noch im benachbarten Plombieres "Ten Ejcken" gesucht? Ejcke ist eine Eiche und Eikschen eine kleine Eiche. Im niederfränkischen, dass in der Gegend gesprochen wurde, sagte man "a gen Ekske", an der Eiche.

Fitschy ist keine Südsee-Insel!

Nicht weit von Moresnet entfernt liegt das traditionsreiche Städtchen Hombourg. Dort kann man in einer Bäckerei leckeren Kuchen und das typische Brot kaufen. Der Name des Bäckers hieß einmal Fitschy-Gulpen, wie sich die Verkäuferin erinnert! In unseren Tagen heißt die Bäckerei leider nur noch Fitschy. Gulpen wäre damit also futschi.

In diesem Traditionsbackhaus verschwand der Name Gulpen, aber er ist auch in unseren Tagen und im Nordosten Belgiens noch präsent. Nur die Gulpen mit Adelsprädikat "de" bzw. "von" sind rar - wenn überhaupt vorhanden. In den Standesamts-Listen seit der Franzosenzeit finden wir viele Hundert Gulpens. Da gab es zum Beispiel den Homburger Kommandanten Peter von Gülpen, der 1778 sein Glück mit der Deutschen Sara Peltzer suchte, wie man bei St. Lucia in Stolberg lesen kann. Konnte er sich noch vor der französischen Revolution retten?

Und wo lag Rimblerval? Ist es das heutige Remersdael? Denn auf der Landkarte sucht man Rimblerval vergebens. Da hilft nur ein Blick in die Sprach-geschichte. Schließlich wollen wir wissen, welche Gegend unsere Gulpen-Herren von Rimblerval beherrschten. Die französischen, englischen und niederländischen Worte für Tal lauten Val, Valley und Daal und lassen uns an Remersdael denken.


Nun verläuft die alte Sprachgrenze ausgerechnet bei Voeren und Remersdael - was die Suche nach Rimblerval schwierig macht. Der wallonische Namen von Remersdael ist Rimbiévaux. So hat man auch den aktuellen Festsaal des Ortes genannt: "Salle Rimbiévaux". In der dortigen Gegend haben zwar die französischsprachigen Einwohner die Majorität, aber im Platduits-Dialekt, der hier am beliebtesten ist, nennt man den Ortsnamen am liebsten Remejdel. Remersdael hatte in den letzten 800 Jahren, so habe ich es gezählt, mindestens 14 verschiedene Namen - von Remberval (1276) bis Römersdael Anfang 1800. Also: Rimblerval muß wohl auch hier seinen Ursprung haben und die Gulpens müssen diesen Titel genau hier getragen haben (Foto oben: Schloss Obsinnich bei Remersdaal und darunter: Ein Glasfensterfoto eines Reymerstal-Wappens von 1554, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Clarissa von Reymersdael, vielen Dank!).

Die stark mäandernde Gulp zieht hier am Schloss vorbei. Dieser Bauernhof auf dem nebenstehenden Foto, der hinter dem Schloß liegt, verfällt leider. Rund hundert Meter hinter den Bäumen liegt der Gulp-Viadukt. In dem unzugänglichen Naturgebiet ereignete sich am 1. Oktober 2013 ein Zugunfall. Die Eisenbahnstrecke ist eine vielbefahrene Verbindung zwischen dem Ruhrgebiet und Antwerpen. Vor einem der zahlreichen Tunnel wartete ein mit Schrott beladener Zug auf die Einfahrt, als ein weiterer, mit hunderten neuer Fiat-500 beladener Güterzug auf den Schrottzug auffuhr. Knapp 40 Neuwagen fielen in die Gulp!

Die Gulp (deutsch: Gülpe, im Gülptal, Foto li.) hat ihren Ursprung in den feuchten Wiesen im belgischen Gebiet von Hombourg und wer sich dies einmal anschauen will, sei verwiesen auf die vielen Youtube-Videos der Brüder Somers. Etwas für echte Naturfreunde! Das Quellgebiet nennt sich auch "Gulpen", ist aber ein "Strassendorf" - das also viele einzeln liegende Häuser zusammenfaßt (Foto unten: Das Orts-und Strassenschild.) In der Zeit des Limburger Herzogtums nannte man dieses Gulpen auch "Petit Gulpen" - zur besseren Unterscheidung zum größeren Gulpen. Gleich zum nördlichen Anfang von Gulpen steht eine Kornmühle von 1845, die lange Zeit vom Wasser der Gülp angetrieben wurde. Wer den dort noch winzigen Bach kennt, kann verstehen, dass die Gulper Mole inzwischen elektrisch läuft.

 Nicht weit entfernt liegt der bekannte amerikanische Soldatenfriedhof, der bei meiner ersten Fahrt 1970 durch das "Gülpen-Land" an der Strecke lag. An meine Gänsehaut kann ich mich noch gut erinnern...Nahezu 8000 gefallene Soldaten liegen hier begraben.


 
     
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